Ein Gespräch mit dem neuen Direktor der Hamburger Kunsthalle Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr über die Ausstellung „Open Access“ und seine Vorstellungen für den zukünftigen Kurs der Hamburger Kunsthalle

18. Mai 2017, Hamburger Kunsthalle

 

Über eine exklusive Führung mit dem neuen Direktor der Hamburger Kunsthalle durch die Ausstellung „Open Access“ durften sich die Mitglieder des Kulturforums freuen. Prof. Dr. Vogtherr, der zuletzt in London an der Wallace Collection als Direktor tätig war, hat sein Amt im Oktober 2016 angetreten. Auslöser für die experimentelle Ausstellung „Open Access“ ist die große Tradition der Kunsthalle in Sachen Vermittlung. Alfred Lichtwarks museumspädagogische Ansätze waren sehr früh sehr revolutionär. Bereits in London hatte Vogtherr außergewöhnliche Vermittlungsprojekte umgesetzt: Er lud eine Schulklasse ein, in Kooperation mit den Kuratoren eine Ausstellung zu realisieren. Der Direktor möchte auf die Gesellschaft reagieren, die um das Museum lebt, und das Ausstellungsprogramm der Hamburger Kunsthalle derartig  ergänzen, dass auch neue Besucher angesprochen werden. Mehr...

 

Das Konzept von „Open Access“ ist Vogtherrs eigenem Neuankommen in Hamburg und dem Kennenlernen sowohl der Stadt als auch der Kunsthalle geschuldet. 13 Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen, zu unterschiedlichen Zeiten und aus unterschiedlichen Kulturkreisen nach Hamburg kamen, wurden eingeladen, gemeinsam mit dem neuen Direktor und mit der Unterstützung des wissenschaftlichen Personals eine Ausstellung zu gestalten, die es so an der Kunsthalle noch nicht gegeben hat, und dabei gemeinsam mit Vogtherr das Archiv, wie auch das Museumsdepot zu erkunden. Die Leitfrage: „Was ist Ihnen wichtig?“ führte zur Ausarbeitung der fünf Kapitel Freiheit, Respekt, Gemeinschaft, Dialog und Empowerment. Zu jedem dieser Leitbegriffe wurden aus den Beständen des Museums Werke ausgewählt, die  für die Teilnehmer genau diese Themen visualisieren. Zitate aller Beteiligten verdeutlichen in der Ausstellung, warum die Entscheidung auf diese Arbeiten fiel. So ist eine Präsentation entstanden, die aktuelle Fragen der Gesellschaft aufnimmt und verhandelt.

 

Ob es derartige Ausstellungen auch in Zukunft geben wird ist abzuwarten. In der Diskussion mit den Mitgliedern des Kulturforums betont Vogtherr, dass dies ein offenes Experiment sei, das ausgewertet werden muss – der Ausgang bleibt offen. Dennoch sei es ihm wichtig zu betonen, dass Museen seit ihren Anfängen mit der Gründung des Louvre 1792 politische Einrichtungen der modernen Gesellschaft sind. Sie müssten sich darüber klarwerden, was die Gründer mit ihnen bezwecken wollten und ihre Funktion reflektieren. Insofern sei es extrem wichtig, dass sie nicht ausschließlich partizipatorisch arbeiten, sondern verschiedene Optionen anbieten, wie man sich der Kunst annähern und damit neue Türen öffnen kann. So sei auch zu fragen, inwiefern freier Eintritt ein lange vernachlässigtes Thema sei. Hier besteht viel Diskussionsmaterial, das am 13. Juli wieder aufgegriffen werden kann: dann ist Prof. Dr. Vogtherr zu Gast auf dem Podium des Kulturforums.