Neuer Blick auf die Hamburgische Geschichte: Perspektivwechsel im Museum

 

Präsentation und Gespräch mit Prof.Bettina Probst, Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte

am Montag, den 30.Januar 2023 um 19 Uhr im alten Hörsaal des MHG

Holstenwall 24 , 20355 Hamburg, direkt an der  U-Bahn St. Pauli

 

Moderation: Marie-Luise Tolle

 

„Museen sollten sich immer wieder „neu“ erfinden können, um zukunftsfähig zu bleiben“ sagt Frau Prof. Bettina Probst.

Nach dem 100. Geburtstag des Museums für Hamburgische Geschichte (2022) wird der denkmalgeschützte Schumacher-Bau für 36 Millionen € grundlegend saniert. Es soll ein moderner, zukunftsweisender Ort der Vermittlung entstehen.

Gewandelte Sehgewohnheiten des Publikums, aktuelle Diskurse und neue Techniken erfordern eine Neukonzeption, um auch ein jüngeres Publikum anzuziehen. Ab dem 1. Februar wird die Dauerausstellung geschlossen.

Wir fragen Frau Prof. Probst, wie sie diese Mammutaufgabe bewältigen will und sind gespannt auf ihre Pläne und Visionen. 

 

Vorab um 18.00 Uhr freuen wir uns auf eine  Kuratoren-Führung durch die Graffiti-Ausstellung „Eine Stadt wird bunt“.

Fotos: Führung durch Graffiti-Schau / MHG "Eine Stadt wird bunt" / MHG-Direktorin Probst im Gespräch mit Malu Tolle

 

Ehemalige Aktivisten der Sprayer-Szene führen als Kuratoren durch die Ausstellung „Eine Stadt wird bunt. Hamburg Graffiti History 1980 – 1999“. Etliche Besucher:innen unserer Führung fragen sich erstaunt:

Hat der Perspektivenwechsel im Museum für Hamburgische Geschichte schon vor dem aufwändigen Umbau begonnen?

Das ist ein guter Einstieg für das Gespräch mit Frau Professor Bettina Probst. Das Interesse an der Veranstaltung ist trotz des schlechten Wetters sehr gross. Es müssen zusätzliche Sitzgelegenheiten herangeschafft werden. Frau Probst hat am 01.11.2020 die Leitung des stadthistorischen Museums übernommen – zu einem entscheidenden Zeitpunkt: dem Einstieg in die geplante Modernisierung des Museums für Hamburgische Geschichte.

Im Vorfeld wurde von Kollegen die großartige Sammlung gelobt, andere hatten das Haus allerdings auch als „verstaubt und vollgestopft“ beschrieben.

Die Aufgabe:

- wichtige Impulse zur baulichen und inhaltlichen Neugestaltung

- Steuerung der aktuellen Neupositionierung des Museums

 

Prof. Probst: „Was mich nach vielen Jahren intensiver Museumsarbeit noch immer fasziniert, sind die verschiedenen Möglichkeiten, mit den Objekten Geschichten zu erzählen und dabei ganz unterschiedliche Perspektiven ‑ auch die der Besucherinnen und Besucher ‑ lebendig werden zu lassen.“

In der umfangreichen Präsentation stellt Frau Probst viele spannende Pläne und Ideen vor:

- eine Öffnung nach außen z.B. zum Park von Planten und Blomen

- Barrierefreiheit

- Durchlässigkeit und Transparenz

- stärkere Vernetzung mit der Stadtgesellschaft

 

Die Dauerausstellung wird komplett neu gestaltet ‑ als Rundgang durch Hamburgs Geschichte. Wiedereröffnung 2027. Es wird zwar das Museum 4.0 geplant, aber Frau Probst will auch die Tradition nicht vernachlässigen. Im 2. Stock soll daher die Villa Rücker präsentiert werden als Zeugnis bürgerlich hanseatischer Wohnkultur ‑ eine Idee von Gründungsdirektor Otto Laufer und Oberbaudirektor Fritz Schumacher, die wegen der Kriegswirren nicht in die Tat umgesetzt wurde.

 

Weitere Vorhaben:

- Öffnung für neue Publikumsschichten

- Mehrsprachigkeit

- partizipative Formate

- Kinder- und Jugendarbeit

- aktuelle soziale Fragen

- Zusammenarbeit mit Sankt Pauli

- als Fernziel und Traum Projekte in allen 105 Stadtteilen

- übergreifende Kooperationen mit anderen Institutionen und auch international

 

Zusätzliche Herausforderung, die Berücksichtigung finden werden, u.a.:

- Klimaneutralität

- Digitalisierung

- postkoloniale Perspektive auf Gegenwart und Vergangenheit

 

Natürlich melden sich auch Kritiker und Bewahrer zu Wort. Die Guillotine aus dem Keller will Frau Probst nicht präsentieren. Über die Modelleisenbahn wird weiter verhandelt, aber sie muß definitiv umziehen und auch verkleinert werden.

Im Gespräch wird deutlich, dass Frau Probst als erfahrene Museumsexpertin die Neugestaltung engagiert und mit großer Sachkenntnis vorantreiben wird. Wir sind gespannt und werden 2027 nach der Wiedereröffnung noch einmal vorbeischauen. (Marie-Luise Tolle)